Rohmeyer: Koloniale Spuren durch Hörstücke erfahrbar machen
Die CDU-Bürgerschaftsfraktion bringt durch einen neuen konzeptionellen Ansatz Bewegung in die kontroverse kulturpolitische Debatte über die Aufarbeitung der Kolonialvergangenheit in Bremen. Claas Rohmeyer, kulturpolitischer Sprecher, erläutert das Grundkonzept der Christdemokraten: „In ehemals kolonialisierten Ländern bestehen bis heute tiefe Verletzungen durch das zugefügte Unrecht. Unserer Gesellschaft sind die Folgen der Vergangenheit oft nicht ausreichend bewusst. Deswegen müssen wir die vielschichtigen Spuren kolonialer Geschichte in den gebührenden Kontext setzen, nicht nur museal, sondern auch im Alltag, vor allem im Stadtbild. Durch Tilgung geschichtlicher Spuren holen wir begangenes Unrecht aber nicht ins alltägliche Gedächtnis. Eine aufgeklärte, moderne und würdevolle Gedenkkultur muss daher erklären und zur kritischen Auseinandersetzung anregen, statt umstrittene Denkmale rigoros abzureißen. Wir schlagen daher ein digitales, akustisch-visuelles Konzept unter dem Arbeitstitel ‚Das Hörmal‘ für Orte kolonialer Spuren im gesamten Stadtgebiet vor.“
Als Vorbild dient dabei das Projekt „LauschOrte“ in der Bremer Innenstadt. Neben Hinweistafeln vor Ort soll „Das Hörmal“ auch digitale Hörstücke zur Information über die bremischen Bezüge zu den historischen Ereignissen bieten. Mittels QR-Code können Besucherinnen und Besucher am betreffenden Objekt im öffentlichen Raum Hörstücke via Smartphone abrufen. Auf diese Weise kann neben einer vertieften Reflexion auch emotional ein stärkerer Bezug zwischen dem Ort kolonialer Spuren und der Vergangenheit hergestellt werden. Rohmeyer weiter: „Wir bringen dazu einen Antrag in die Bürgerschaft ein, damit der Senat bis April 2023 ein ausführliches Konzept unter dem Arbeitstitel ‚Das Hörmal‘ in Zusammenarbeit mit allen notwendigen Senatsressorts und den Stadtteilbeiräten erarbeitet. Das Projekt soll dauerhaft aus dem Haushalt finanziert werden. Für die Anlaufphase könnten Drittmittel auch vom Bund eingeworben werden, da es sich um ein Projekt nationaler Bedeutung handelt.“